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Vorwort zur Chronik

Der ehemalige 1. Vorsitzende des TSV Marktoberdorf, Franz Schubert, hat die Entstehungsgeschichte des TSV Marktoberdorf zusammengestellt. Auf den folgenden Seiten können Sie die ersten Seiten der Chronik lesen. Sollten Sie die gesamte Chronik lesen wollen, können Sie sich die digitalisierte Chronik scheibchenweise als pdf-Dateien downloaden. Viel Spaß beim Lesen.

Chronik

Kleine Vorgeschichte 1860-1863

"Es war in den ersten Monaten des Jahres 1862, als die Oberdorfer in dem Hofraum des damaligen Meßner Heel (jetzt Hirschwirtschaft) gar sonderbare Geräte aufgestellt sahen. - Es waren ein tragbares Reck und ein Barren. Die Wogen der Begeisterung für das Turnwesen hatten sich allmählich aus den großen Städten in die kleineren und auch auf die Märkte erstreckt und so sind die bisher unbekannten Werkzeuge auch nach Oberdorf gekommen.

Der Sohn des damaligen Bezirksamtmannes Koneberg, Herr Lehrer Högg Moritz, Herr Heel Xaver und Herr Schaffroth Heinrich waren die ersten, die sich daran nach den Vorschriften des Turnvaters Jahn und Eiselein zu üben versuchten. Es sind diese Übungen für junge Leute ein gar heiteres und nützliches Spiel und fanden sich bald mehrere veranlaßt, den ersteren vier Herren beizutreten.

Dazu kam noch, daß der damalige Kaplan Weiß den Gedanken zur Verbes­serung des Feuerlöschwesens unter denselben anregte..."

Auszug aus der Chronik: "Zur Erinnerung an das 25jährige Stiftungsfest am 12. August 1888 von Johann Georg Bantele.

 

Herr Kaplan Weiß schreibt bereits am 20. Oktober 1860 an die Gemeinde­verwaltung:

"Feuerwehr in Oberdorf - Motto: Freunde in der Noth.

Zur Ergänzung der bisher dahier bestehenden Feuerordnung will sich eine Feuerwehr bilden zu dem dreifachen Zwecke

a) zu retten - Rettungsmannschaft

b) zu löschen - Löschmannschaft

c) zu bewahren - Wachtmannschaft

Vor allem ist notwendig, die Gutheißung der hiesigen Gemeindeverwal­tung und die polizeiliche Genehmigung des kgl. Landgerichtes einzu­holen."

 

Es folgen Vorschläge über 1. allgemeine Bestimmungen und 2. Organi­sation, aufgegliedert in 18 Paragraphen.

"Dies sei nur ein Entwurf; gelangt er zur Durchführung, wird er dem Verfasser zur Freude werden, wird er aber verworfen, so bittet der Verfasser um gütige Nachsicht."

Am 11. Dezember 1861 unternimmt Herr Kaplan Weiß einen zweiten Ver­such zur Vereinsgründung wie folgt:

"Die H.H. Bürger des Marktes Oberdorf haben durch ihren Bürgermeister Anton Gschwender ihre betreffende Arbeit und Betheiligung bei den Feuerrotten bereits erhalten. Der Unterzeichnete erlaubt sich daher nur die höfliche Bitte an Herrn Bürgermeister, an die H.H. Gemeinde­verwaltungsmitglieder und an alle H.H. Bürger dahier um gütiges Wohl­wollen für die zu errichtende freiwillige Feuerwehr und um gütige Theilnahme bei den jeweiligen Versammlungen der freiwilligen Feuer­wehr, da die H.H. Bürger durch Erfahrung, Sachverständniß und Baukunde nützlichen Rath erteilen können.

Der Unterzeichnete erlaubt sich im Betreff der schon länger gewünsch­ten, nun zu errichtenden freiwilligen Feuerwehr im Markte Oberdorf die verehrlichen Bürgersöhne und Handwerkergesellen zu einer vorläufigen Besprechung auf Sonntag, den 15. Dezember bis abends 7.00 Uhr beim Baldauf im oberen Saale höflichst einzuladen. Zugleich werden hiermit die verehrlichen Bürgerssöhne und Handwerkergesellen höflich ersucht, durch nachfolgende Namensunterzeichnung gütigst bekannt zu geben, wer sich an dem Vereine der Freiwilligen Feuerwehr betheiligen will".

51 Personen haben unterschriftlich den Wunsch geäußert, einem zu grün­denden Verein beizutreten. Aber es kam zu keiner Vereinsgründung. Die Zeit hierfür war noch nicht reif.

Menschliche Unzulänglichkeiten, wie Neid, krankhafter Egoismus, Selbst­verherrlichung, dazu eine Abneigung gegen alles Neue bremsten alsbald die Woge der Begeisterung. So kam es, daß ein Teil nur die Gründung eines Feuerwehrvereins wollte, während der Großteil eine Gemeinsamkeit zwischen Turnern und Feuerwehr anstrebte.

So schreibt der damalige Bezirksamtmann Koneberg am 20. Oktober 1862 an den Marktgemeindevorsteher Gschwender zu Oberdorf:

"Es ist dahier schon seit längerem die Errichtung einer Feuerwehr am Werke, so haben deshalb unter den jungen Leuten schon mehrfach Leibes­übungen stattgefunden. --- Der für alles Gemeinnützige so sehr empfäng­liche Gemeindevorsteher wird daher hierdurch veranlaßt, der Sache Vor­schub zu leisten und dahin zu wirken, daß in Bälde Konstituierung und Statutenvorlage erfolgen. Das Resultat ist binnen 2 Wochen an her zu berichten."

Es ist anzunehmen, daß der Sohn des Bezirksamtmannes, welcher zu den ersten Turnern gehörte, auf Betreiben seiner Freunde Veranlasser war.

Auf Seite 1 des Protokollbuches:

"Oberdorf am 17. Dezember 1862 1. Versammlung

Es versammelten sich heute die Unterzeichneten im Schullokale um über die Konstituierung einer Turner-Feuerwehr im Markte Oberdorf Berathung zu pflegen. Als Resultat wurde die Errichtung eines solchen Vereines beschlossen und ein provisorischer Ausschuß, bestehend aus fünf Mitglie­dern Schaffroth, Gschwender, Högg, Reis, Heel, von den 21 Unterzeichne­ten, als Mitglied dieses Vereins sich verbindlich erklärenden, zur wei­teren Regelung der Vereinsangelegenheiten bevollmächtigt."

Nun ging es Schlag auf Schlag. Der "transistorische" Ausschuß stellte an die Marktgemeinde den Antrag auf finanzielle Unterstützung zur Be­schaffung eines Turnlokales und der notwendigsten Requisiten für die Feuerwehr, mit dem Hinweis, daß eine entsprechende Zusage bereits an­läßlich einer früheren Besprechung gemacht worden sei. Der Ausschuß er­stellte einen ersten Satzungsentwurf. Am 21. Dez. 1862 wurde dieser an das kgl. Bezirksamt weitergeleitet, von wo dann die Genehmigung zur Vereinsgründung kam.

Die Turner-Feuerwehr (TFW)

Zum 20. Januar 1863 wurde eine Versammlung einberufen, welche Gemeinde­vorsteher Gschwender leitete. 37 engagierte Männer, die durch Unterschrift die Satzung anerkannten, gründeten sodann die Tur­nerfeuerwehr. Als 1. Vorstand wurde Herr Johann Anton Unsinn gewählt.

Die jahrelangen Schwierigkeiten, bedingt durch Kompetenzen und vor al­lem durch Meinungsverschiedenheiten, die wohl ihren Hintergrund in Ressentiments der Turnerei gegenüber gehabt haben dürften, waren nun­mehr durch Toleranz der maßgeblich beteiligten Gesellschaftsschichten wie kgl. Bezirksamt - Bürgermeister mit Gemeindeverwaltung -, Lehrern, Geistlichkeit und letztlich auch der Bürger, Handwerker und Gesellen, überwunden.

Ich habe diesen ersten Abschnitt der Entwicklungsphase absichtlich de­tailliert und ausführlich gehalten, um die damals bestehenden Schwie­rigkeiten deutlich zu machen. Die Gegensätze sind durch Eigenbrödelei zweier Interessengruppen geschaffen und durch den persönlichen Ehrgeiz Einzelner vertieft worden. Diese konnten schließlich durch die Erkennt­nis, daß nur durch Überwindung aller menschlichen Schwächen eine wirk­lich starke Gemeinschaft geschaffen werden kann, beiseite geräumt wer­den. Es obsiegte letztendlich die Vernunft, welche ihren tieferen Hin­tergrund in der Gemeinsamkeit der Ideale und vor allem des Ethos, wel­ches die Arbeit beider Gruppen bestimmend verband, gefunden hatte.

Die Zeit des Aufbaus

Während also in der Phase der Gründung des Vereins die Freiwilligkeit das Bestimmende überhaupt war, begann nunmehr, im Interesse der Gemein­schaft, die Reglementierung durch Vorschriften der verschiedensten Dienststellen, welche Satzungen zur Folge hatten, die ständig verbessert und erneuert werden mußten. Dies war sicherlich der Beginn einer gewis­sen Vermassung der Menschen, denn die Individualität des Denkens und Handeins hatte sich der Gemeinschaft ein- und unterzuordnen. Dies führte allerdings auch dazu, daß die schon damals nach demokratischen Grund­sätzen gewählten Vorstände und Ausschußmitglieder eine großartige Pri­vatinitiative entwickelten. Die Mitgliederzahl nahm ständig zu, die angesehensten Bürger und Persönlichkeiten stießen zum Verein und wirkten dadurch beispielhaft, wenn es darum ging, Unterstützung zu beantragen. So stellte die Gemeinde den Gang im Rathaus als ersten Turnraum und Holz zur Anfertigung von Turngeräten zur Verfügung und kaufte Ausrüstungen und Requisiten für das Steigercorps.

Das Üben konnte beginnen. Alsbald wurde das Turnen auf den Gemeinde­platz an der Allee verlegt, jeden Samstag war Kneipe und jeden Monat Generalversammlung. So wurde damals schon die Geselligkeit als Binde­glied einer Gemeinschaft gepflegt.

"Für Geselligkeit und Humor sorgte ein netter Kreis von Sängern, unter Leitung des um den Verein wohlverdienten Herrn Lehrer Högg Moritz." (Auszug aus der Jubiläums-Festschrift)

Dies dürfte der Anfang des späteren Liederkranzes gewesen sein.

Die Generalversammlungen beschäftigten sich in den ersten Jahren mit Gesuchen an die verschiedensten Instanzen und mit den unliebsamen Aus­schlußverfahren gegen Mitglieder, die unentschuldigt Übungsabenden oder geselligen Veranstaltungen fernblieben, die mit dem pünktlichen Ent­richten des Monatsbeitrages im Verzug waren, oder die sich ungebührlich in der Öffentlichkeit aufgeführt hatten.

Weiter wurden Anträge auf Neuaufnahme oder vorzeitgen Austritt (3 Jah­re) aus dem Verein behandelt. Alles wurde streng überwacht.

Nachdem Freunde des Nachbarvereins Kaufbeuren beim Aufbau des Turnwe­sens behilflich gewesen waren, wurden alsbald eigene Leute ausgebildet, die bis zu Vorturnern avancierten.

Das Steigercorps wurde von Franz Joseph Schmid, dem 1. Hauptmann, durch fleißige Übung und Ordnung zu einer schlagkräftigen Wehr zusam­mengefaßt.

Der Verein hatte sich ein großes Ansehen innerhalb der gesamten Bevöl­kerung erworben. Die Frauen, die ja weder turnen durften, noch Feuer­wehrdienst leisten konnten, stellten ihre Anerkennung für die Leistun­gen der Turnerfeuerwehr dadurch unter Beweis, daß sie es durch eine Geldsammlung ermöglichten, eine Fahne erstellen zu lassen. Diese wurde von Schwestern des Klosters in Kaufbeuren gefertigt. Die von der Oberin M. Theresia Weinmayr quittierte Rechnung lautete:

"Zur Turnerfeier in Oberdorf eine Fahne auf weißem Moiré und weißem Atlas mit Gold gestickt. Eine Schärpe mit ächten Goldfransen: 203 Gulden 6 Kreuzer."

Am Montag, den 16. Oktober 1865, wurde das Fahnenfest der Turner­Feuerwehr abgehalten.

"Vormittags 10-11 Uhr Empfang der Gäste im Vereinslokal, mittags 12 Uhr Feuerwehrübung, nach derselben allgemeines Mittagessen im Gasthaus Adler, per Gedeck 36 Kreuzer.

Nachmittags 2 Uhr Aufstellung des Festzuges beim Rathaus. Abmarsch auf den Fest- und Turnplatz. Übergabe der Fahne.

Anschließend Ausflug nach Thalhofen. Rückkehr 6 Uhr. 7 Uhr Ball im Gasthaus zum Hufeisen.

Pate waren die Freunde der Turner-Feuerwehr Kaufbeuren. Die gesamte Einwohnerschaft wetteiferte, um zur Verherrlichung des Festes beizutra­gen und stattete dadurch den Dank der Allgemeinheit, für die bis dahin geleistete Aufbauarbeit, ab."

Nun begannen aber die ersten großen Schwierigkeiten, hervorgerufen, wie so oft, durch den Neid Außenstehender.

"Bis daher war alles im schönsten Einvernehmen, aber leider sollte es nicht immer so bleiben. Auch für die Turnerfeuerwehr sollten schwere Stunden der Prüfung kommen."

Es begann ein unschöner Briefwechsel, der seinen Ursprung in den Vor­urteilen der damaligen Zeit gegenüber hatte, aber sicherlich auch in neidvoller Angst vor einem neuen Aufbruch der Jugend.

Nur so erklärt sich ein Brief vom 17. Oktober 1865 von Pfarrer Heimer, der gleichzeitig Schulinspektor war, an das kgl. Bezirksamt, in wel­chem Beschwerde darüber geführt wird, daß

"Schulknaben mit blau-weißen Fähnchen den Festzug eröffneten und nach dieser profanen Feier den Ausflug nach Thalhofen mitmachten."

Außerdem wird im gleichen Brief die Anzeige gemacht, daß der Kaminfe­gergeselle Guelmino eine "Turnschule" für Turnerzöglinge eingerichtet habe. Die daraufhin vom kgl. Landgericht Oberdorf verhängte Strafe wur­de weder vom Verein anerkannt, noch vom Beschuldigten angenommen bzw. angetreten. ­

Wegen Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem Feuerwehrkommandanten und dem Gemeindevorsteher Gschwender wollte dieser dem kgl. Bezirksamt ge­genüber von der Existenz der Feuerwehr plötzlich nichts mehr wissen, obwohl er 1863 die Gründung des Vereins an das Bezirksamt gemeldet hat­te. Die Vorstandschaft verwahrte sich in einem Brief an das kgl. Be­zirksamt strikte dagegen und legte eine dementsprechende Satzungsän­derung vor, welche zur Klärung dieser unangenehmen Situation führte. Die Vorstandschaft hat sich als "untertänigster und gehorsamster Die­ner" den "königlichen Verwaltungsinstanzen" gegenüber mit Civilcourage und Privatinitiative durchgesetzt.

Dies hatte eine uneingeschränkte Anerkennung des Vereins durch die Gemeindeverwaltung, das kgl. Bezirksamt und die kgl. Regierung von Schwaben und Neuburg zur Folge.

Dazu beigetragen haben die Leistungen der Feuerwehr bei 22 Brandun­glücken in Oberdorf und Umgebung.

Auf Veranlassung von Commandant Schmid wurde in Pröbsten der Niederallgäuer Gauverband mit Füssen, Nesselwang, Pfronten Roßhaupten Oy gegründet. Gautage wurden in Füssen, Oberdorf und Nesselwang abgehalten.

Der Gauverband wurde alsbald durch den Bezirksverband Oberdorf abgelöst.­

 

In der gleichen Zeit erfolgte der Beitritt zum bayrischen und deut­schen Turnerbund.

Dem Turngau Allgäu gehörten an: Blaichach, Immenstadt, Kaufbeuren, Kempten, Kottern, Lindau, Lindenberg, Mindelheim, Oberdorf, Obergünz­burg, Oberstaufen, Sonthofen, Weiler.

Nachdem bereits 1867 die Mitbenützung des Turnlokales der kgl. Präpa­randenschule, welche 1866 im kgl. Schloß eingerichtet worden war, ge­nehmigt wurde, erbrachten die zwischenzeitlich erzielten Leistungen der Turner bei Schauturnen und Wettkämpfen den Erfolg, daß auf Antrag des Vereins die Kammer des Innern der kgl. Regierung von Schwaben und Neuburg 1868 auch den Freiturnplatz der Schule beim Schloß zur Mitbe­nützung überlassen hat.

"1869 wurde von der kgl. Regierung die Anfrage gestellt, ob im Falle eines Krieges der Verein die Pflege verwundeter Soldaten übernehmen würde, was von demselben bereitwilligst zugesagt wurde. Und als im kom­menden Jahr der Krieg mit Frankreich ausbrach, erteilte der kgl. Be­zirksarzt Dr. Niedereither Sanitätsunterricht, da aber zu uns keine Verwundeten kamen, blieb dieser schöne Beruf außer Tätigkeit."
Wahrscheinlich war dies der Vorläufer der späteren freiwilligen Sani­tätskolonne.

Auch der Frankreich-Feldzug 1870/71, den 31 Vereinsmitglieder mitmachen mußten, konnte den Aufwärtstrend des Vereins nicht bremsen.

Durch die selbstlose Mithilfe bei den großen öffentlichen Feierlich­keiten der Gemeinde am 1. Juli 1876, anläßlich der Eisenbahneröffnung und am 25. August 1880 beim Wittelsbacher Jubiläumsfest zu Ehren von König Ludwig II., konnte der Stellenwert, den sich die Turnerfeuerwehr in der gesamten Gemeindlichen Gesellschaft durch Fleiß und Ausdauer er­worben hatte, gefestigt werden.

Im Garten zur "alten Post" (jetzige Volksbank) fand ein Frühschoppen mit Konzert der Blechmusik statt, für die Schuljugend wurde im Gast­haus Lohbrunner (heute Sepp) aufgetischt und im "Engelkeller" der Fest­abend arrangiert. Apotheker Asmus brannte auf der Buchel ein Brillant­feuerwerk ab.

Man feierte schon damals in der großen Gemeinschaft gerne und aus­giebig.

"1882 machte sich Präparandenlehrer Neumann die große Mühe, dem Sän­gerkreis neue Kräfte zuzuführen. 1884 bildete sich unter Lehrer Rapp ein Turnfeuerwehr-Gesangverein als Zweigverein der Turnerfeuerwehr." (Liederkranz)

Der Verein schaffte durch die Einführung maskierter Kneipen und Fas­nachtsbälle mit Gesangs- und Musikdarbietungen, "komischen" Vorträgen, Maskierungen und turnerischen Darbietungen die Grundlage für die spä­teren Fasnachtsumzüge und auch für die heutigen Fasnachtsveranstaltun­gen.

Die erste Großveranstaltung des Vereins lassen wir durch ein Sonder­blatt im Protokollbuch erklären:

"Seit mehreren Jahren wurden von der Turnerfeuerwehr Oberdorfs in den Faschingstagen Maskenaufzüge ausgeführt, die zwar wohl zum Gaudium des Publikums beitrugen, meistens aber, weil nur der Laune des Augenblicks entsprungen, bis auf Weniges ausgenommen, eines wirklichen Sinnes ent­behrten. --- Der Vorschlag, eine größere Schau ins Auge zu fassen, fand Gefallen. Während 'Schillers Räuber' als nicht geeignet verworfen wur­den, kam das Drama 'der Bayerische Hiesl' zum Zug."

Im Januar/Februar 1881 fanden vier Proben statt. Auf dem Osteranger (Füssener Straße) wurde unter Mithilfe vieler, die von der Sache be­geistert waren, die Freilichtbühne mit viel Wald, großen Fichten, Dickicht und Gebäulichkeiten aufgebaut.

Am 24. Februar 1881 bewegte sich der Festzug der 141 Mitwirkenden, an der Spitze die Hauptdarsteller, am Ende der Henker und seine Gesellen, durch den Ort zum Festgelände.

"Der Hiesl, dargestellt von Caspar Port ('eine prächtige Gestalt'), schoß einen Adler herunter und wurde dadurch von seiner Bande als Haupt anerkannt und das Drama nahm seinen Verlauf. Ein hoher Galgen wird errichtet und in wenigen Minuten sieht man den Räuberhauptmann in der Luft baumeln. (Oh armer Hiesl)."

Wegen des Erfolges wurde die Aufführung am 27. Februar 1881 wiederholt. An beiden Tagen, welche von frühlingshaftem Wetter begünstigt waren, kamen 6000 Besucher.

Ein Hirsch, der während des Dramas von den Räubern im künstlich ange­legten Wald erlegt und von Juden erschachert worden war - ein "gütiges Geschick hatte ihn von Füssen hergeschickt" - wurde anläßlich der Nach­feier von den Mitwirkenden als Lohn verzehrt.

Ein Riesenerfolg: "In den Mauern unseres Heimatortes entwickelte sich ein Leben und Treiben, wie es wohl selten mag gesehen worden und wäre nur zu wünschen, daß öfter solch freudiges Treiben sich wiederholen möge."

Dies dürfte wohl die absolute Voraussetzung für die spätere Gründung eines Theatervereines gewesen sein.

1884 richtete die Turnerfeuerwehr gemeinsam mit der Zimmerstutzen­Schützengesellschaft ein Waldfest im Tempel aus. Es wurde geschossen, geturnt, gesungen, die Blechmusik spielte auf und für die Kinder gab es eigene Belustigungen. Das war also der Vorläufer des bis heute beste­henden Waldfestes.

 

Die Schulung der Turner erfolgte in den Gründungsjahren durch Kaufbeurer Freunde. 1884 wurde ein Turnlehrertag abgehalten. Vorturner wurden ausgebildet. Die Gauturntage des Allgäuer Gauverbandes wurden beschickt, Preise errungen. Das bayerische Turnfest 1886 in Augsburg wurde ebenfalls besucht.

Die Erfolge führten dazu, daß eine Wagenremise im kgl. Schloß als Turnraum zur Verfügung gestellt worden ist.

 

Zwischen dem Verein, der Geistlichkeit und den Lehrern der Knaben- und auch der Präparandenschule konnte ein gutes Einvernehmen, nach Überwindung aller Bedenken und Ressentiments, geschaffen werden.

 

"Am 9. Februar 1888, am sog. Gumpigen Donnerstag, veranstalteten die turnpflichtigen Mitglieder eine maskierte Bauern-Hochzeit: Nachmittags 2 Uhr Umzug mit Musik durch den Markt, hierauf im Gasthaus zum Engel Hochzeitsmahl mit Tanzmusik."

Den Abschluß der 25jährigen Aufbauzeit bildete am 12. und 13. August 1888 ein Stiftungsfest, an welchem die gesamte Einwohnerschaft teil­nahm. In wochenlangen Vorbereitungsarbeiten wurde der ganze Ort von den "Jungfrauen" festlich geschmückt, ehe der Festtag durch Böllerschüsse, Glockengeläute und die Tagesreveille der Blechmusik eröffnet wurde. Um 6 Uhr früh fand der Festgottesdienst statt. Um 9 Uhr wurde eine Feuerwehrübung vor der Engelwirtschaft abgehalten. Der Festakt fand vor einer Tribüne statt, auf welcher die Beamten, die Gemeindeverwaltung, die Ehrenmitglieder des Vereins, die Festredner und die Festjungfrauen Platz genommen hatten.

 

Caspar Port sprach als Bürgermeisters Stellvertreter, im Namen der Gemeinde, J.G. Bantele, als Vorstand des Vereins, Präparantenlehrer Neumann, als eigentlicher Festredner, und zum Schluß Herr Bezirksamtmann von Schellhorn, welcher den fünf Jubilaren Gaudens Gulielminetti, Josef Rief, Michael Feneberg, Georg Wachter und Ignaz Bertele das, ihnen von allerhöchster Stelle verliehene Ehrenzeichen an die Brust heftete. Sein Vortrag schloß mit einem dreifachen Hoch auf seine kgl. Hoheit, den Prinzregenten Luitpold von Bayern.

Um 1/2 11 Uhr fand eine Turngauratssitzung im Vereinslokal (Restaurant Vetter, heute Burger) statt.

Hierauf erfolgte die Übergabe der Bänder für die erschienenen 19 Fahnen.

 

Zum Mittagstisch waren 467 Personen gemeldet, das Gedeck kostete 1,20 Mark.

Um 2 Uhr bewegte sich der Festzug der 47 erschienenen Vereine und Ehrengäste mit über 1500 Personen durch den Markt.

Fünf Musikcorps von Bidingen, Obergünzburg, Görisried, Kaufbeuren und Oberdorf spielten abwechselnd im Zuge.

Festplatz war der Zink´sche Keller unter der Allee (heute Sailerkeller) auf dem Schloßberge.

Der Turnerfeuerwehr-Gesangsverein brachte, mit Blechmusikbegleitung, das Trio aus dem Feuerwehrmarsch von Kösporer zum Vortrag.

 

 

Sodann begann das Gauturnen, bestehend aus Stabübungen, Geräteturnen und Kürturnen.

 

"Alsbald entwickelte sich ein sehr lebhaftes Treiben im Schatten der alten Linden. Lustig wurde geturnt, getrunken und noch anderes mehr. Auch die anwesenden Musiken trugen das Ihrige zur Verherrlichung bei. Abends ward die Allee von hunderten farbigen Lampions taghell erleuchtet. Raketen stiegen empor und auf der, der Allee gegenüber liegenden Buchel wurde von Herrn Apotheker Asmus ein Brillantfeuerwerk abgebrannt. Schließlich brachten die hiesigen Turner in Kostümen Stuhl- und Leiterpyramiden zur Aufführung.

Am Montag, den 13. August 1888, versammelte man sich um 10 Uhr vormittags im Postgarten (heute Volksbank) zu einem sehr fidelen Frühschoppen und nachmittags nochmals auf dem Festplatze, allwo wieder ausgehalten wurde bis lange nach Einbruch der Dunkelheit."

 

Die Jubiläumsschrift zum 25jährigen Stiftungsfest endet wie folgt:

"Zu unserer besonderen Freude können wir noch konstatieren, daß die hiesigen sämtlichen Vereine, ja die ganze Einwohnerschaft an unserem Jubelfeste teilnehmen und die Jungfrauen den Turn-Feuerwehr-Verein wiederum durch Stiftung eines Fahnenbandes und einer Schärpe ehren.

Drum laßt uns frisch, fröhlich, fromm und frei fest die Fahne fassen, denn nur Harmonie verbindet allein Feuerwehr und Turnverein.

Gut Heil. Oberdorf im August 1888.

Zusammengestellt von dem 1. Vorstand Johann Georg Bantele."

 

Zusammenfassung:

 

Die Aufbauzeit des Vereines Turner-Feuerwehr war gleichzeitig eine wichtige Entwicklungsphase, nicht nur für das Turnen und die Feuerwehr, sondern auch für das gesamte Geschehen der Gemeinde im Markte Oberdorf.

 

So wurden vom Verein die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Entwicklung und Konstituierung des späteren Liederkranzes, der freiwilligen Sanitätskolonne - später Rotes Kreuz - , des Theatervereins, der Fasnachts- und Ballveranstaltungen und der Waldfeste geschaffen. Die großen Feste stellen einen Vorläufer der Feierlichkeiten dar, die in der späteren Zeit von den verschiedensten Vereinen und Veranstaltern durchgeführt wurden.

 

Der Verein überstand alle Schwierigkeiten, welche durch die Politik von außen herangetragen oder durch rein menschliche Unzulänglichkeiten hervorgerufen wurden. Von nun an war der Grundstock für ein weiteres Gedeihen gelegt. All diese Anstrengungen verdanken wir dem Idealismus, welchen die Gründungsmitglieder, alle Vorstände und Ausschußmitglieder der Sache zuliebe entwickelten. Es obsiegte letzten Endes der Mensch zur Ehre einer guten Sache.

 

Während der 25 Jahre leiteten folgende Herren den Verein als I. Vorstände:

von 1863 - 1868             Joh. Anton Unsin

1868 - 1872                   Heinrich Schaffroth

1872 - 1873                   Theodor Fendt

1873 - 1880                   Caspar Port

1880 - 1884                   Anton Wiedemann

1884 - 1888                   J.G. Bantele

Als II. Vorstände fungierten die Herren:

Xaver Heel                     4 Jahre

Xaver Fendt                   6 Jahre

Caspar Port                    3 Jahre

Theodor Fendt                1 Jahr

Heinrich Schaffroth          2 Jahre

Anton Wiedemann           6 Jahre

Paul Enzensberger           3 Jahre

Martin Endraß                 1 Jahr


Turnwarte waren:

Clemens Gschwender       2 Jahre

J.G. Bantele                   1 Jahr

Michael Feneberg            5 Jahre

Xaver Kohlhund              5 Jahre

Paul Enzensberger          10 Jahre

Josef Martin                  3 Jahre

 

Die wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde Weiterentwicklung des Vereines waren, allen Schwierigkeiten zum Trotz, geschaffen worden.

Der Verein war zum Sammelbecken für alle diejenigen geworden, die dem grauen Alltag entfliehen wollten, die der modernen Entwicklung zugetan waren, die aber auch mit viel Eigeninitiative und hohem, persönlichem Engagement auf breiteter Ebene der Allgemeinheit dienen wollten.

 

So wurde nicht nur für das Turnen jede Möglichkeit wahrgenommen, indem man Wettkämpfe und Schauturnen veranstaltete und bereits 1889 vierzehn Teilnehmer zum 7. Deutschen Turnfest nach München entsandte, sondern auch das kulturelle Leben Oberdorfs beeinflußt und gefördert. Frauen waren es immer wieder, die die großen Feste verschönerten, die eigene Veranstaltungen arrangierten, die sich nicht nur der leichten Muse in der Fasnachtszeit verschrieben, sondern auch dem, am 5. Oktober 1889 gegründeten Theaterclub des Vereins Hilfe leisteten.

 

Bereits im April 1890 gingen "Die Lützower" über die Bühne. Leider fehlen hierüber nähere Aufzeichnungen.

 

Über das, im Mai 1891 fünfmal aufgeführte Volksschauspiel "Andreas Hofer" berichtet in Nr. 131 das "Neues Münchener Tagblatt" am Montag, dem 11. Mai 1891, ganzseitig mit vier Photoreportagen wie folgt:

 

"Im vorigen Jahr hat das weltberühmte Oberammergauer Passionsspiel wieder Tausende aus allen Welttheilen in unser sonst so stilles Gebirgsdorf gezogen.

Heuer versuchen es die Oberdorfer durch ein ähnliches, wenn auch nicht religiöses, aber historisch bedeutungsvolles, Schauspiel, die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zu lenken. Es ist dem Volke und namentlich den Gebirglern eigen, theatralische Vorstellungen zu veranstalten. ---Wir erinnern an die weiland Laufener Schiffergesellschaft, an den Further Drachenstich, an das Rüdenfest in Aichach, den Meistertrunk in Rothenburg und besonders an das Oberammergauer Passionsspiel. Aber auch andere Orte thun sich in dieser Beziehung hervor und darunter ist nicht in letzter Linie Markt Oberdorf bei Bießenhofen zu nennen. ---Theater, schöne große Bühnen gibt es viele: aber ein Theater, dessen Spielraum einen Kilometer breit und einen halben Kilometer tief ist, wo drei Batterien, ferner Kavallerie und mehrere Kompagnien Infantrie operieren, wird wohl nirgends als nur in Oberdorf zu finden sein. Wie bei Anlage der Scenerie sich Kunst und Natur verband, so wechselt auch das eigentliche Bühnenspiel in origineller Weise mit großartigen Schaustellungen. Es sind dies die Aufzüge der Volksmassen, der Auszug zum Kampf, die Heimkehr der Sieger, der Einmarsch und das Lager der Franzosen, die Hinrichtung Hofers, ganz besonders aber die Schlacht am Berg Isel. --

Nicht Fachleute der Bühne sind es, welche diese Massenaufführung des Hafers Dramas inszenierten, sondern dramaturgische Laien, welche eine Riesenaufgabe glänzend lösen. ---

Am Spiel sind 350 Mitwirkende aller Lebensstufen beteiligt, die Hauptrollen ganz überraschend charakteristisch besetzt. ---

Was Josef Mayer für das Passionsdorf ist, das repräsentiert Herr Port, als Andreas Hofer, für den schwäbischen Ort Markt Oberdorf an der Füssener Bahn, eine imponierende und mächtig ergreifende Heldengestalt

und mit nicht geringerer Anerkennung ist des Speckbacher Repräsentanten, Herrn Bantele, sowie Haspingers, Herrn Fendt, zu gedenken. ---

Das ganze Drama wurde flott gespielt, ohne Lampenfieber. Kein hohles Pathos bei den Darstellern wahrzunehmen und kein übel angebrachtes Hochdeutsch; schlicht in Sprache und Gebärdenspiel, wie sichs gebührt für die Kinder der Berge, ward das Drama aufgerollt, in packenden Szenen ein Volksschauspiel für das Volk und vom Volk selbst gespielt. Mittels eines optischen Signales dirigierte Herr Amtstechniker Lortz die umfangreiche Vorstellung, die ohne die geringste Störung, trotz Kriegslärm, Waffengetöse und der Mitwirkung von zahlreichen Pferden, vor sich ging. ---

Wir haben unseren Lesern von den interessantesten Momenten des Volksspiels Abbildungen mitgeteilt, die nach an Ort und Stelle aufgenommenen Photographien von Herrn Seiling München hergestellt sind. Das Atelier des Herrn Seiling hat schon mehrere ähnliche Meisterwerke geliefert, die die weiteste Verbreitung finden, auch die Andreas Hofer Bilder werden wieder in alle Welt gehen."

Soweit das "Neue Münchener Tagblatt".

Die Spieltage waren 3., 4., 10., 18., 19. Mai 1891. Das Spiel dauerte von 2.00 - 4.00 Uhr.

Die Gesamteinnahmen der 5 Aufführungen beliefen sich auf 6730 Mark, 40 Pf.

"Als Äquivalent für die Mühen und Aufwendung der Kosten bei Gelegenheit der Hofer Aufführungen, findet am Sonntag, den 7. Juni 1891, für sämtliche Mitwirkenden und Betheiligten in der Allee ein kleines Waldfest statt. Beginn nachmittags 3 Uhr mit Blechmusikunterhaltung, Scheibenschießen der Zimmerstutzen Schützengesellschaft, Preisturnen der Turner und verschiedenen Kinderbelustigungen. Die Zeichen, welche hierbei zur Verwendung kommen, repräsentieren einen Geldwert von 23 Pfennigen. Männliche erhalten 5 Stück, Frauenzimmer 3 Stück, Sonntagsschüler 3 Stück und die mitwirkenden Kinder je 2 Stück. Mit den ausschenkenden Wirthen und den feilhaltenden Metzgern wurde die Vereinbarung getroffen, dass die denselben für 1 Zeichen eine Maß Bier bzw. eine Wurst und ein Brot zu verabreichen haben. Das Fest hat abends 9 Uhr mit Gruppen, gestellt von Turnern, zu enden."

Das Andreas-Hofer Spiel war nicht nur ein Höhepunkt in der Entwicklung des Vereines, sondern stempelte den Verein Turner-Feuerwehr zum Mittelpunkt der gemeindlichen Gesellschaft. Die Turner und die Feuerwehr waren ständig bestrebt, ihre eigenen Leistungen zu steigern. Die Turner nützten jede Gelegenheit zur Teilnahme an Wettkämpfen, besuchten Veranstaltungen des Turngaues und gestalteten nicht zuletzt die örtlichen Festlichkeiten durch Darbietungen wie Leitergruppen, lebende Bilder, Stabreigen usw.

Die Anfänge des Turnens, und man kann auch sagen des späteren modernen Sports, waren bestimmt durch stramme Haltung jedes Einzelnen, durch Ordnung in der Gruppe.

Die Einzelübungen setzten Geschicklichkeit und viel Kraft voraus. Die Massendarbietungen waren beherrscht von einem, im exakten Takt abrollenden, steifen Bewegungsablauf.

Die lebenden Bilder dienten der Schulung zur Selbstbeherrschung, die Leitergruppen waren Ausdruck von Kraft, Ausdauer und Mut.

 

Die Musik, der Gesang, das Theaterspiel und nicht zuletzt die Pflege des Humors, der Fröhlichkeit durch komische Darbietungen und Couples der Gruppe "Blechdach und CO.", Rösle Karl, Huttner Matthäus, Maskeraden und Tanzveranstaltungen führten Jung und Alt zusammen, legten Grund­stock für die Gleichberechtigung der Frau, kurzum: der Verein erfüllte schon damals eine so wichtige sozialpolitische Aufgabe.

So ist es nicht verwunderlich, daß der Ruf nach einer geeigneten Übungsräumlichkeit, die aber auch gleichzeitig für die verschiedensten gesellschaftlichen Veranstaltungen Verwendung finden konnte, immer lauter wurde. Dies führte schließlich dazu, daß im Salzstadel eine "Turnhalle" eingebaut wurde, in welcher Turnübungen, aber auch Theater- und Tanzveranstaltungen abgewickelt werden konnten.

1891/92 wurde vom Verein das Bauvorhaben verwirklicht.




Aus der Vereinbarung vom 18. September 1891 sind folgende Einzelheiten zu entnehmen:

"Über die Benützung der, mit Genehmigung der Marktgemeindeverwaltung Oberdorf, in den Salzstadel eingebauten Turnhalle wird folgende Vereinbarung getroffen:

Die Turnhalle ist und bleibt Eigentum der Gemeinde. Der Freiwillige Turnfeuerwehrverein Oberdorf hat aber das Recht, dieselbe jederzeit und unbeschränkt zu Turn- und anderen Vereinszwecken benützen zu dürfen. Deßgleichen ist die Gemeinde berechtigt zu öffentlichen Gemeindezwecken sowie zum obligatorischen Turnen der Volksschüler die Halle zu verwen­den, hat jedoch auf die regelrechten Turnstunden des Vereins Rücksicht zu nehmen.

Für den Fall, daß die Turnhalle weder zu Vereins- noch zu Gemeinde­zwecken benützt werden will, ist die Genehmigung des Bürgermeisters und des Vereinsvorstandes erforderlich. Die vom Turnverein anzuschaffenden Geräte stehen den Volksschulen, soweit diese von denselben benützt werden können, unentgeltlich zur Verfügung. Für allenfallsige Beschädigungen der Geräthe durch die Volksschüler hat die Gemeinde aufzukommen.

Für Beheizung, Beleuchtung und Reinigung hat der Verein zu sorgen; hat aber das Recht bei allen Benützungen, welche nicht Vereins- oder Gemeindezwecken dienen, hierfür eine entsprechende Entschädigung von den Betheiligten zu beanspruchen.

Die Gemeinde überläßt an den freiwilligen Turnerfeuerwehrverein zur Beheizung der Halle alljährlich unentgeldlich 3 Ster Holz.

Es wird vereinbart, daß die Einschätzung der Turnhalle gegen Feuergefahr durch die Assekuranzbehörde zu geschehen hat und verpflichtet sich der Verein infolge der hierdurch herbeigeführten erhöhten Brandversicherungsbeiträge jährlich 5 Mark an die Gemeinde zu entrichten. ---

Der Kostenaufwand für die Einbauung der Turnhalle beläuft sich auf rund 1000 Mark. Hievon werden von der freiwilligen Turnerfeuerwehr, ohne die freiwilligen Leistungen, in Baar 700 Mark bestritten. Der Zuschuß der Gemeinde war in Baar 300 Mark.

Auf Grund dieser ziffermäßigen Nachweisung wird vereinbart, daß für den Fall der Salzstadel verkauft, umgebaut, verpachtet oder überhaupt in einer Weise verwendet werden sollte, daß hiedurch die Benützung der Turnhalle für den freiwilligen Turnerfeuerwehrverein aufhört, die Gemeinde Oberdorf verpflichtet ist, den von dem Verein aufgewendeten Baarbetrag von 700 Mark an denselben zurückzuvergüten. Diese Bestimmung fällt selbstredend weg, wenn die Gemeinde Oberdorf für ein anderes entsprechendes Turnlokal Sorge trägt."

Ein wichtiger Entwicklungsabschnitt fand durch den Bau der "Salzstadel-Turnhalle" seinen Abschluß, stellte aber gleichzeitig das Startsignal für die nun kommende Periode dar, in welcher es galt, den bis jetzt mit viel Mühen und Ausdauer erzielten Leistungsstand nicht nur zu erhalten und zu festigen, sondern weiter zu entwickeln.

Zunächst wurden Turngeräte, wie eine furnierte Reckstange, von einem örtlichen Schreiner gefertigt, um 23 Mark beschafft und auch ein eiserner Barren um 100 Mark von einer Spezialfirma gekauft.

 

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